SSB-Vollversammlung in Bozen

"Blitz"-Entscheidungen bei Marathonsitzung

A-Liga wird auf zwölf Mannschaften erhöht  

 

Vertreter von 16 Vereinen sind der Einladung zur diesjährigen SSB-Vollversammlung gefolgt, die gestern im Sportzentrum Pfarrhof in Bozen zu einer rund vierstündigen Marathondebatte ausartete. Mit einer völlig unerwarteten Entscheidung im Gepäck traten die Delegierten zur späten Stunde die Heimreise an. 

 

RECHT FLOTT wurden die ersten fünf Punkte der Tagesordnung unter dem Vorsitz von SSB-Präsident Andreas Steger behandelt. Zunächst hatte er auf einige Punkte (Spielberichtsformular in den Spielsälen, Vereinswechsel von Spielern) hingewiesen, die im Sinne der TUWO 2005 verbesserungsbedürftig sind. Als erfreuliche Ereignisse nannte er die neuen bzw. jungen Initiativen der Schachclubs Bruneck, Passeier, Latsch und Arci. Luca D'Ambrosio hat sich dabei beim SSB-Vorstand für die Unterstützung bedankt. Unter Punkt zwei wurde die Vollversammlung 2005 in Erinnerung gerufen und das von Othmar Oberhammer und Andreas Steger unterzeichnete Protokoll genehmigt.

DEN STAND der Finanzen hat der Präsident (gleichzeitig auch Kassier) unter Punkt 3 offen gelegt. Mit den bisher getätigten Ausgaben liege man im Ausmaß der geplanten Tätigkeiten, sagte er. Die Genehmigung des Kasseberichts wurde auf Antrag des Kassiers auf eine außerordentliche Vollversammlung vertagt. Diese wird im Dezember beim Stephansblitzturnier einberufen.

 

JGP 

Die nächsten beiden Punkte übernahm Michl Tappeiner. Der Jugendreferent hat über den Jugend-GP und über die Italienmeisterschaft berichtet. Die Delegierten nutzten das Abschneiden der Südtiroler Delegation in Montecatini Terme zu einem Vergleich mit dem übrigen Italien und zogen dabei eine eher negative Bilanz.

ÄNDERUNGEN gibt es für die nächste JGP-Serie, die auch heuer wieder sechs Runden umfasst. Mit elf gegen acht Stimmen wurde beschlossen, die Mädchenkategorien U16 und U14 abzuschaffen. Die betreffenden Teilnehmerinnen spielen somit in der U18. Troz der geringen Teilnehmerzahlen im Vorjahr wird an der männlichen U18-Kategorie  festgehalten. Für die Schlussrunde in Reinswald wurde vorgeschlagen, alle Teilnehmer in einer Gruppe spielen zu lassen und dann getrennt nach Altersklassen zu werten. Die Vollversammlung quittierte diese Idee mit einer großen Mehrheit..

 Während seiner Ausführung hat Michl Tappeiner seinen Rückzug vom Vorstand angekündigt. 

ERSTEN GESPRÄCHSSTOFF lieferte Punkt 6. Der Schachclub Eppan stellte den Antrag, bei der SMM eine Mannschaft "fußballgerecht" mit drei statt wie bisher mit zwei Punkten für den Sieg zu belohnen. Zunächst wurde der Vorschlag als "nicht schlecht" bezeichnet, aber die folgende recht lebhafte Diskussion lenkte die Entscheidung in die seit einer Dekade von Jahren bewährte Form. Das zeigte sich in der Abstimmung: Es gab 17 Gegenstimmen, acht Enthaltungen und drei Ja-Stimmen.

 

A und B gemeinsam, aber...

Schließlich wurde über die seit einigen Jahren gemeinsam gespielte letzte A-Liga-Runde diskutiert. Der Schachclub Gröden bot für die nächste Saison diese Ausrichtung an. Um diesem Ereignis eine noch schönere Atmosphäre zu ermöglichen, sollten parallel dazu auch die B-Liga-Teams ihre letzte Runde austragen.

DER VORSTAND beurteilte den Vorschlag schon bei der letzten Sitzung als positiv. Weil aber die A- neun und die B-Liga elf Runden spielen, lag das Problem klar auf der Hand: Es galt, den Spielkalender für A- und B-Liga so zu gestalten, dass beide Spielklassen den letzten Spieltag gemeinsam austragen können. Was kam in Frage? Gemeinsam beginnen und nach der achten Runde für die A-Teams eine fünfwöchige Pause einlegen? Oder mit der A-Liga erst am 2. Dezember beginnen und gemeinsam am 31. März zum Finale antreten? Das waren zumindest die Vorschläge des Präsidenten. Gröden fügte einen dritten hinzu: Die B-Liga soll im Oktober beginnen!

NACH EINER längeren Diskussion wurde dieser Vorschlag von den Vertretern der B-Mannschaften jedoch abgelehnt, da er bei 4:4-Stimmengleichheit keine Mehrheit fand. Den 2. Dezember als A-Liga-Start bezeichneten die A-Delegierten als "zu spät". Im Folgenden wurden mehrere Möglichkeiten angesprochen; in einem Fall wollte man zum Meisterschaftsbeginn an den freien Samstagen einige Runden einschieben. Das hätte zur Folge gehabt, dass die B-Teams an vier Wochenenden hintereinander hätten spielen müssen. Das lehnten diese entschieden ab. Andererseits hatte Landesspielleiter Christanell Bedenken wegen der Schwierigkeiten, die Wünsche bezüglich der Legung von Heim- und Auswärtsspielterminen zu berücksichtigen. Weil sich die Diskussion nicht in die gewünschte Richtung bewegte, zog Ruben Bernardi für den Schachclub Gröden den Vorschlag "eines großen Finales" zurück.

DAMIT WOLLTE sich der Präsident aber nicht abfinden. Er unternahm einen neuen Versuch, ein gemeinsames Finale doch noch unter einen Hut zu bringen: Start für die B-Liga wie geplant am 4. November, die A-Liga beginnt am 18. November und pausiert drei Wochen zwischen der achten und neunten Runde. Diesem Kompromissvorschlag konnten die A-Liga-Delegierten schlussendlich etwas Positives abgewinnen - und sie stimmten mit fünf gegen eins und zwei Enthaltungen zu. Kommt es damit endgültig zum großen Finale mit 120 Südtiroler Schachspieler in St. Ulrich? Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat nun der SC Gröden, der nun prüft ob das Finale am 31. März im Haus der Kultur möglich ist...

NUN WAR Punkt acht an der Reihe: Ein Spieler, der fünf Einsätze in einer höheren Liga spielt, gilt als Stammspieler der höheren Mannschaft und darf, nachdem die Meisterschaft der höheren Liga beendet ist, nicht mehr in einer unteren Liga eingesetzt werden. So lautete ein Vorschlag, über den es zu sprechen galt. Falls es zum gemeinsamen A- und B-Liga-Finale kommt, wäre diese Regelung bedeutungslos. Deshalb stellte der Präsident den Antrag auf Vertagung. Die Vollversammlung kam diesem Ansinnen nicht nach und legte mit der Diskussion los. Bei der Abstimmung waren 14 Delegierte dafür, sechs waren dagegen und drei enthielten sich der Stimme.

 

Zwei und nicht mehr...

Nur zwei Delegierte stimmten mit ja, als es um die Erfassung aller A-Liga-Partien ging, womit sie klar an den Argumenten der A-Vertreter scheiterten, die mit sieben Gegenstimmen (bei sieben Enthaltungen) die Mehrheit für sich in Anspruch nehmen konnten.

NACH EINER kurzen Pause musste die Vollversammlung über die Einführung eines Pokalturniers entscheiden. Nach kurzem Wortwechsel wurde daraus ein "Sommerturnier". Es soll im kommenden Jahr wie folgt gespielt werden: Fünf Runden im Schweizer System mit Vierer-Mannschaften, Bedenkzeit 90 Minuten für 30 Züge und 30 Minuten für den Rest und Anwendung der 3-Punkte-Regel für den Mannschaftssieg. Der Start soll im Juni erfolgen. Die Ausschreibung hierzu wird vom SSB gemacht, der Vorstand wurde angehalten ein Reglement auszuarbeiten. 

ZUM THEMA  Schulschach: Der Präsident betonte, dass es trotz allen Versuchen keine Alternative gibt, als die Schulschach-Landesmeisterschaft in Naturns auszutragen. Trotz der zu erwarteten hohen Kosten für die Saalmiete haben die Delegierten nach kurzer Debatte bei zwei Enthaltungen zugestimmt.

 

Die A-Liga wächst...

Zu vorgerückter Stunde ging es abschließend um Allfälliges. Die Diskussion unter Punkt sieben hat offenbar Spuren hinterlassen. Sichtbar wurden diese, als Othmar Oberhammer den Antrag stellte, die B-Liga auf zehn Mannschaften zu reduzieren. Sofort entgegnete Eugen Hartmann, die A-Liga gehöre auf zwölf Teams erhöht! Obwohl diese Punkte nicht auf der Tagesordnung standen, drängten die Anwesenden auf eine Abstimmung. Die Reduzierung der B-Liga wurde mit fünf zu sieben Stimmen und sieben Enthaltungen abgelehnt. Recht deutlich wurde schließlich die Zukunft der A-Liga beschlossen: Elf waren für die Erhöhung auf zwölf Mannschaften für die Saison 2007/08, bei fünf Enthaltungen gab es nur drei Gegenstimmen. Spätestens jetzt war jedem klar, dass die unter Punkt acht geführte Debatte umsonst war...

DANN ÜBERNAHM der Präsident noch einmal das Wort: Da im kommenden Jahr Neuwahlen stattfinden und sich bereits jetzt herauskristallisiert, dass vom Vorstand einige nicht mehr zur Verfügung stehen, solle sich jeder über eine Kandidatur Gedanken machen. Letzte Punkte waren die Ergebnismeldung mit SVBoss und die neue SSB-Homepage, die in Kürze online gestellt wird. 

Um halb 12 endete die Vollversammlung mit den besten Wünschen für die kommende Meisterschaft.